Auf gute Nachbarschaft mit Christoper McCandless

Wildblog Team, 7. August 2015

Nach 10 Tagen voller Abenteuer in der Strathcona Park Lodge, am Elk River und am Burman River trennt sich unsere 11-köpfige Gruppe zunächst auf: Hans, Katrin, Anja, Milam, Thorsten, Arite, Hannes, Benni und Josephine setzen ihre Reise mit der Fähre über Prince Rupert nach Jasper fort und Anton und seine Familie starten zu einer weiteren Expedition zum Burman River. Ich bin etwas neidisch, denn der Burman River mit seinem atemberaubenden Regenwald hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt – und einen Bären habe ich leider immer noch nicht gesehen. Aber ich bleibe noch weitere 3 Tage in der Lodge, helfe hier und da aus und übernachte in dieser Zeit in einem Zelt.

Am Dienstag bereitet die Gruppe alles zur Abreise vor, Josephine hilft mir noch beim Zeltaufbau und dann steht der Abschied schon bevor. Ich werde unsere große Gruppe sehr vermissen, denn wir haben uns super ergänzt und hatten sehr viel Spaß beim Erkunden der Wildnis Kanadas.

Mein Schlafplatz befindet sich oberhalb der Gästehäuser der Lodge auf der Tent Platform in der Umgebung einiger kleiner Häuser der Guides und der Barn (der Scheune), in der manchmal Veranstaltungen stattfinden, gerade laufen Vorbereitungen für eine Hochzeit. Man könnte denken mein direkter Nachbar sei Christopher McCandless, über den Jon Krakauer das Buch „Into the Wild“ geschrieben hat. Christopher McCandless machte sich 19990 allein nach Alaska auf und fand dort in der Wildnis einen verlassenen amerikanischen Schulbus, in dem er sich für kurze Zeit einrichtete – der alte amerikanische Schulbus schräg gegenüber meinem Zelt erinnert mich sofort an diese Geschichte. Er scheint zwar nicht bewohnt zu sein, aber ist vollgestopft mit Ausrüstung und sieht, bis auf die Farbe, genauso aus wie Christophers Bus. Die Tent Platform wird mein persönlicher Lieblingsort, denn bis auf das Rauschen der Blätter im Wind und die Vögel ist alles still. Wenn man Glück hat, kann man sogar Waldtiere beobachten: ich sehe viele Vögel, Eichhörnchen und auch ein kleines Wiesel.

Innerlich habe ich mich schon auf 3 Tage Tellerwaschen, Betten beziehen oder Böden wischen eingestellt, doch das Gegenteil ist der Fall: als ich Dave am Dienstag nach der Abreise der Gruppe frage was ich tun könnte, lässt er mir die Wahl zwischen Müll wegbringen und Kajakfahren. Also verbringe ich diesen Nachmittag damit, mit Nadine und einer kanadischen Familie Kajak zu fahren. Ich habe überhaupt keine Erfahrungen mit Kajaks, doch es macht sehr viel Spaß und Kim, mit der ich in einem Zweierkajak sitze, gibt mir Tipps, ich lerne viel und so wird es ein erfolgreicher Trip entlang der Küste.

Am Mittwoch schlägt Dave vor, dass ich wieder Kajak fahren könnte und ich nehme den Vorschlag gerne an. Zusammen mit Tamalie und Melinda betreue ich eine Gruppe chinesischer Teenager, die am nächsten Tag zu einer Kajaktour auf dem Meer aufbrechen werden und nun erst einmal die Grundlagen lernen müssen. Die Gruppe hat einen Dolmetscher dabei, was sämtliche Erklärungen erschwert. Ich fühle mich in einem Single Kajak bereits sehr wohl, doch einige Mädchen sind gar nicht erst in ein Kajak zu bewegen und spätestens am Ende, als alle einen „Flip Over“ mit dem Kajak machen sollen, kommen alle an ihre Grenzen. An diesem Tag lerne ich einiges über sprachliche und kulturelle Barrieren und bewundere die Geduld von Tamalie und Melinda, die am Ende doch fast alle zum Flip Over bewegen können.

Der Donnerstag wird etwas ruhiger, denn ich helfe Myrna, die die Lodge 1959 mit ihrem Mann Jim gegründet hat, im Garten. Sie freut sich sehr über meine Hilfe und ich hoffe, dass die Himbeeren nun wieder besser gedeihen können. Beim Abendessen erzählen Anton und seine Familie von ihrem Trip zum Burman River und ich nehme mir vor, eines Tages noch einmal dorthin zu reisen. Einen Bären haben sie leider trotzdem nicht gesehen.

Am Freitag heißt es auch für mich, Abschied von der Strathcona Park Lodge zu nehmen und ich fahre mit Pauls Auto (ich fahre allein Auto in Kanada!) nach Campbell River, von wo aus mich ein Bus zur Fähre in Naneimo bringt. Die nächsten Tage werde ich in Vancouver verbringen und die Rückkehr in die Zivilisation fällt mir sehr schwer.

Luise


Comments

Kommentiere