Burman River – bittersüße Wildnis

Wildblog Team, 2. August 2015

Heute starten wir mit einem etwas mulmigen Gefühl zur nächsten Tour. Es soll zum Burman River gehen. Eines der letzten, schönsten und unberührten Wildnisgebiete auf Vancouver Island. Deshalb leider auch schon seit Jahren auf seine Vernichtung wartend. Schon die Umweltbotschafter vom letzten Jahr meinten, dass der Wald dieses Jahr vielleicht nur noch zum Teil steht.

Trotzdem ist es eben auch wichtig sich die Folgen des Kahlschlags für die Natur direkt anzuschauen. Also LOS! Wir, das sind ein dreizehnköpfiges Team bestehend aus Luise und mir als FÖJler von Wilderness International und neun Freunde von Wilderness, bestehend aus drei Erwachsenen Paaren und drei Jugendlichen. Uns leiten zwei Guides der Strathcona Park Lodge, Russel und Christina.

Schon auf dem Kanutrip zum Flussdelta hat uns ein großer mit Bäumen beladener Tanker begleitet. Etwas später offenbarte sich aber die Schönheit und Einzigartigkeit der dortigen Natur und Tierwelt. Weißkopfseeadler gefolgt von Kingfishern und großen Bäumen. Thank God der Wald steht noch.

Angekommen an der Sandbank zum Zelten mussten wir feststellen, dass hier sehr sehr viele Bären leben müssen. Alles war voller Bärlosungen. Nichts desto trotz stellten wir unsere Zelte nach einer kleinen Säuberung auf und erkundeten anschließend den Wald. Besonders waren die vielen Lachsüberreste von letztem Herbst. Dadurch dass die Bären einen Großteil des Fischs nicht essen und im Wald verrotten lassen, ist der Stickstoffhaushalt im dem Urwald hervorragend. So kommen eben diese riesigen Bäume zu stande. Wahnsinn!

Immer noch auf der Jagd nach einem Bärenfoto warten wir den gesamten Abend am Fluss um eventuell einen Bären zu sehen. Als es dann zu dunkel ist um ein Foto zu machen, können wir in ca. 200m Entfernung die Umrisse eines Bären ausmachen. Leider ist er nur kurz sichtbar, sodass ihn nur drei unserer Gruppe sehen können.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Urwald zu erkunden. Ganz ohne Streckenziel, aber mit vielen spannenden Erlebnissen. Über große umgefallene Bäume, die Nährstoffe für neue Bäume bereitstellen. Sogenannte Nursery Logs. Tierpfade lenken uns durch 1,5m hohe Farne und zeigen die Magie des Waldes. Für etwas Action sorgten aber auch Erdwespennester. Diese aggressiven Insekten stechen jeden, der in die Nähe des Nestes tritt und zu langsam ist davonzurennen. Zum Glück hatten wir nur drei davon. Trotzdem 15 Stiche.

So viele Moose und Flechten offenbaren, wie gut dieses Ökosystem ausgeprägt ist. Bei diesem Anblick wird mir noch intensiver bewusst: „Diese Wälder müssen bewahrt werden!“

Der Tag ging rasend schnell vorbei und wieder sitzen wir am Fluss und halten Ausschau nach einem Bären. Leider ohne Erfolg. Mit unserer großen Gruppe sind wir wahrscheinlich einfach zu laut.

Tag 3 ist leider auch schon unsere Rückkehr zur Lodge. Beim Weg aus dem Delta sehen wir wieder das Weißkopfseeadlerpärchen, welches, wie die Wächter über diesen Wald, auf einer riesigen alten Sitkafichte sitzt. Sogar einen Seeotter und ein Robbenpärchen begeben sich noch in unsere Nähe. Die Fahrt ist zwar gegen den Wind und einige Wellen anstrengend, aber jeder von uns hatte einmalige Erlebnisse in den vergangenen zwei Tagen. Und auch wir können leider nur den Reisegruppen der nächsten Jahre sagen: „Hoffentlich steht dieser Wald noch nächstes Jahr“. Denn das Abholzen der Urwälder ist in Westkanada leider traurige Realität.

Anton

 


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