In den Tiefen des temperierten Regenwaldes

WIAdmin, 10. Juli 2016

Wilderness International Kanadareise 2014

Brigittes Stimme läßt mich aus meinem Tiefschlaf erwachen. Nachdem ich gestern erst spät schlafen gegangen war, bin ich froh, bis um 10 liegenbleiben zu können. Die Sonne, der ausbleibende Regen und unser heutiger Pancake-Brunch laßen meine Mundwinkel sofort nach oben steigen, als ich die Camp-Küche betrete.

Nach dem köstlichen Essen begibt sich jeder allein an einen selbst ausgewählten Silent-Spot. Ich genieße die Zeit, welche ich ganz allein mit dieser unbeschreiblichen Natur am Toba River verbringe. Das Geräusch des strömenden Flusses, der Gesang der Vögel und der Wind, welcher sacht durch die Baumwipfel zieht, sind meine einzigen Gefährten. Die schneebedeckten Gipfel über den Kronen der Bäume ziehen immer wieder meinen Blick auf sich. Ich verliere mich in Gedanken. Die Einzigartigkeit dieser Natur, ihre Gewalt, aber vor allem ihre Schönheit sollten mich ab diesem Moment den ganzen Tag lang begleiten.
Wir begeben uns gegen Mittag in die Tiefen des temperierten Regenwaldes, erkunden ihn, wandern und staunen. Das beschwerliche Vorankommen im dichten Gestrüpp kann unsere Stimmung nicht senken. Ein 800 Jahre alter, fast vollkommen mit Moos bewachsener und von einer riesigen Wolfshöhle unterhöhlter Ahornbaum läßt mich staunen. 800 Jahre.. Unvorstellbar, was dieser Baum alles unbehelligt überlebt hat: das Mittelalter, die Kreuzzüge, die Industrialisierung, zwei Weltkriege, … Ich könnte diese Liste Stunden lang fortsetzen und mir immer noch nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, so lange am Leben zu sein.
Nur eine kleine Wanderung entfernt finden wir einen mit einer Pappel verwachsenen Riesenlebensbaum vor. Dieses eindrucksvolle Schauspiel der Natur läßt mich aufs Neue erkennen, wie wichtig dieses Projekt ist. Wie wichtig es ist, dieses Ökosystem zu schützen. Nach dem Vergnügen folgt dann aber natürlich auch die Arbeit. Wir hatten acht alte Plots erneut zu vermessen und außerdem einige persönliche Projekte zu erledigen. Müde und hungrig machen wir uns dann auf den Weg zurück ins Camp. Ronny und David, welche dort geblieben waren, hatten bereits das Abendessen vorbereitet und so setzen wir uns, den Gulasch genießend, ans Feuer. Der Musik aus Ronnys Handy lauschend lassen wir den Abend ausklingen.
Meine heiße Schokolade neben mir, sitze ich nun im Warmen und freue mich auf den morgigen Tag und die restliche Woche, die uns im Tobatal noch bleibt.
Vollkommen allein in einer unbeschreiblich schönen Natur, die so allumfassend ist, dass ich es immer noch kaum glauben kann…
Caro

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