Der Kampf gegen das Artensterben

Florian Reza, 6. März 2013

Läuft man die Sukhumvit Road in Bangkok entlang, erreicht man irgendwann auch die Soi 3/1, eine Nebenstrasse der großen achtspurigen Sukhumvit. Hier blüht der Handel mit Elfenbein und Nashorn – zweifelhafte Medikamente, für die jedes Jahr Hunderte von Tieren getötet werden. 660 Nashörner waren es im letzten Jahr, die in Afrika geschossen wurden. Oft haben es die Wilderer dabei nur auf die Hörner der Tiere abgesehen. Diese werden zu „Medikamenten“ verarbeitet und in asiatische Länder wie Vietnam oder China verkauft. Hier werden dem zerstoßenen Horn noch Wunderwirkungen gegen Fieber und Krebs zugeschrieben. Dass diese Wirkungen medizinisch mehr als zweifelhaft sind, ist natürlich bewiesen. Ein Horn besteht wie unsere Fingernägel aus Keratin. Es hat also die selbe medizinische Wirkung wie Fingernägel kauen. Trotz dessen bezahlt man in Asien bis zu 350.000 € für ein durchschnittlich 7 kg schweres Horn. Hier nimmt vor allem in Vietnam und China die wohlhabendere Schicht immer weiter zu, die sich das Hornpulver leisten können.

Die Gründung der CITES

Um diesen illegalen Handel und das sinnlose Töten zu stoppen, wurde vor fast genau 40 Jahren, am 3.3.1973 das Washingtoner Artenschutzübereinkommen abgeschlossen und die Organisation CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) gegründet. Dieses Übereinkommen regelt oder verbietet den Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten, sowie mit Tierprodukten wie z.B. Elfenbein, Kaviar oder ausgestopften Präparaten. Unterzeichnet haben dieses Übereinkommen fast alle Staaten der Welt, mit der Ausnahme von Turkmenistan, Tadschikistan, Angola, Haiti, Taiwan und natürlich Nordkorea. In Deutschland ist das Bundesamt für Naturschutz für die Regelungen zuständig, durchgesetzt werden sie von der Bundeszollverwaltung.

Fährt man nun eine Haltestelle von der Problemstrasse Sukhumvit Soi 3/1 mit der U-Bahn nach Süden erreicht man das Queen Sirikit National Convention Centre, in der seit dem 3. März die CITES tagt und über 70 Anträge aus 55 Ländern berät. Dabei geht es natürlich nicht nur um den Handel mit Hörnern und Elfenbein, auch der Schutz anderer bedrohter Arten wie z.B. Eisbären, Krokodilen, Geckos oder Haien steht dabei im Mittelpunkt.

Für den Eisbär geht es um alles

Erst gestern hat die EU einen erneuten Vorschlag zum Thema Eisbär eingebracht. Dabei wird erklärt, dass die Klimaerwärmung eine Hauptbedrohung für den weißen Bären ist und man sich natürlich diesem Thema annehmen muss. Wie scheinheilig diese Anmerkung ist, merkt man im Folgenden, wo die Regelungen zum kanadischen Export von Eisbären erklärt werden. Demzufolge könnte Kanada weiterhin Eisbären exportieren, sie müssten nur eine bestimmte Quote festlegen und sich verpflichten, einige Anforderungen des „Animal Comitees“ wie z.B. Status und Trends zu den Eisbär-Populationen liefern und Informationen bereitstellen, wie der Handel gemanagt und überwacht wird. So kann der Eisbär in Kanada weiterhin legal gejagt werden – 2012 waren es 600 getötete Tiere. Erst auf der letzten Versammlung in Doha/Katar im März 2010 brachte die USA einen Antrag zum Handelsverbot mit Eisbären ein. Dieser scheiterte auch am Widerstand der EU. Auf der diesjährigen Konferenz möchte aber auch Russland den Antrag der USA unterstützen.

Auch gegen Rodungen und Tigerhandel wird vorgegangen

Gegen die schwerwiegenden Rodungen im Amazonasgebiet will man ebenfalls versuchen vorzugehen. Ein großes Problem dabei ist, dass der Großteil der Rodungen von illegalen Holzhändler durchgeführt wird, die nur schwer zu fassen sind. Viele sind dabei schlecht auffindbar, weil sie sich selber Zertifikate und Genehmigungen ausstellen, nachdem sie sich in die Computer der Behörden gehackt haben.

Auf Dauer kann nur ein Zusammenspiel von Regierungen, den Vereinten Nationen, Zivilgesellschaften und Interpol ein effektives Netz gegen Wilderer, illegale Holzfäller und Händler aufbauen. Die Treffen und Arbeit der CITES sind dazu dringend notwendig. Dass diese Versammlung nun in Bangkok stattfindet, ist nicht verwunderlich, denn auch Thailand hat einige Probleme mit illegalen Tigerfarmen und -händlern. So kann man sich in vielen großen Städten in Tigerfarmen für eine happige Summe mit Tigern fotografieren lassen. Dabei sind die Tiere fast immer auf einem starken Drogencocktail, der sie sehr schläfrig und langsam macht, sodass keine Gefahr mehr von den Raubkatzen ausgeht. Als besonders problematisch gilt dabei die Farm in Kanchanaburi in Westthailand, wo zur Zeit knapp 50 Tiger leben. Zum Vergleich: Im restlichen Thailand leben nur noch maximal 250 freie Tiger.

So kann man nur hoffen, dass wenn die CITES Konferenz am 14. März zu Ende geht, genügend Übereinkommen abgeschlossen sind und sich alle Länder diesen auch verpflichtet fühlen. Dann wird es sich für die Händler auf der Sukhumvit Soi 3/1 nicht mehr lohnen, mit teuren Elfenbeinen und Hörnern zu handeln.

 

Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, kann gerne in unseren Quellen weiterlesen:

Der Nashorn Krieg – spektrum.de

Das schwarze Loch des Artenschutzes – spektrum.de

NABU Tagebuch von der 16. CITES Konferenz in Bangkok

Bericht des Presseportals

Bild von Ansgar Walk


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