Das Bamfield Marine Science Center

Reinhard Mink, 31. Juli 2012

Der letzte Abschnitt der Canada Expedition hat begonnen. Heute früh hatte ich gleich einen Termin mit Hana, die mir das Science Center zu einigen Teilen zeigte und mich mit einigen Biologen bekannt machte. Im Gegensatz zum doch recht verschlafenen Fischernest Bamfield haben mich die Ausmaße dieser Forschungsstation doch ganz schön überrascht. Hier sind derzeit 70 (!!) Wissenschaftler zugange, um das marine Ökosystem zu erforschen. So gliedern sich auch die Hauptaufgaben der Station in: Wissenschaft und Forschung, Public Education und Programme für Studenten verschiedener Universitäten.

Das BMSC besteht seit 1972 und feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Mein erstes Interview konnte ich heute schon mit Gregory McCullagh führen. Er beschäftigt sich mit der Orientierung und Wahrnehmung von Sinneseindrücken von Nacktschnecken und deren Nervensystem. Hana war sich etwas unsicher, ob ich so etwas interessant finde – nicht wissend, dass ich absolut verrückt auf diese Diamanten der Weltmeere bin….

Den grossen Teil seiner Feld- und Laborforschung vollzieht Greg mit der Tritonia Nacktschnecke. Der Grund ist ganz einfach: Mit dieser Art liegen bereits 40 Jahre Forschung des BMSC zugrunde. So einfach wie es klingt, so verwunderlich ist es auch. Wie schafft es eine Nacktschnecke zu riechen, zu sehen, Beute auszumachen und sich vor Feinden in Sicherheit zu bringen? Dazu dienen die von uns als „Fühler bezeichneten Fortsätze am Kopf der Schnecke, die biochemische Substanzen wahrnehmen können. Einen großen Einfluss auf die Orientierung hat somit natürlich auch die Strömung, die diese Substanzen transportiert.

Um dieses im BMSC unter Laborbedingungen zu erforschen, hat man ein großes Strömungsbecken eingerichtet, welches von unten oder oben mit speziellem Laserlicht bestrahlt wird, um die Strömung detailliert darzustellen. So konnte man erforschen, dass Tritonia auch dann ihren Weg fortsetzt, wenn die Strömung dreht und das Tier eigentlich gar keine biochemischen Substanzen der potenziellen Beute mehr wahrnehmen kann. „Also müssen doch diese Tiere eine Art Gedächtnis haben“ war meine spontane Frage an Greg. Der grinste 3 Sekunden nachdenklich und meinte nur : „Du hast Recht, da muss es definitiv etwas in dieser Art geben …“

Der Hauptfressfeind dieser Nacktschnecke ist der Sonnenseestern. (Hallo Lynn ). Greg spielte mir unglaubliches Filmmaterial vor, in dem eine Tritonia nach kurzer Berührung eines Sonnenseesterns sich hochkatapultierte und mit regen Körperbewegungen mehrere Meter durchs Wasser pulsierte, um sich in Sicherheit zu bringen. Ihre Leibspeise sind wiederum Seefedern, die auch um unser geliebtes Studd Island ansässig waren. Diese wiederum sind Mitverursacher der Biolumineszens – dem sogenannten Meeresleuchten (Hallo Schüler!). Auch das habe ich überraschenderweise von Greg erfahren.

Er selbst hat das aber auch erst vor einem Jahr herausgefunden. Ich freue mich tierisch auf die kommende Woche, denn hier scheint geballtes Wissen auf mich einzuprasseln.Wenn alles klappt, geht es morgen mit den Seegrass Forschern hinaus. Ein sehr interessantes Thema, denn Seegrass ist enorm von den den Auswirkungen des Kahlschlags und der damit verbundenen Bodenerosion bedroht. Ach ja, meinen unbekannten Fisch konnten wir auch identifizieren: Ein „Buffalo Sculpin“, kein Anglerfisch wie vermutet, sondern eine eigene Art. Nur selten gesehen…


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